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5:4 nach 0:4: TSV Abtswind feiert "17 geniale Minuten"

Platz 1 in der Rückrundentabelle

5:4 nach 0:4: TSV Abtswind feiert "17 geniale Minuten"

Der TSV Abtswind spielt eine beeindruckende Saison in der Bayernliga Nord.

Der TSV Abtswind spielt eine beeindruckende Saison in der Bayernliga Nord. IMAGO/Zink

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0:4 nach 53 Minuten - das Gastspiel des TSV Abtswind bei der DJK Gebenbach schien für die Unterfranken in einem Debakel zu enden. Dabei war man beim letzten Auswärtsspiel der Saison insbesondere in der ersten Halbzeit auf Augenhöhe, kassierte die Gegentreffer aber nach schweren individuellen Fehlern: Zunächst staubte die heimische DJK nach einer zu kurz geraten Abwehr von Keeper Felix Reusch ab, kurz vor der Halbzeit erhöhten die Hausherren dann nach einem zu kurzen Rückpass. Abtswind dagegen scheiterte unter anderem am Pfosten - und musste kurz nach dem Seitenwechsel die vermeintlich entscheidenden Treffer zu einem Vier-Tore-Rückstand hinnehmen.

17 Minuten im Fußballrausch

Dann zeigten die Abtswinder jedoch eine Leistung, die als Paradebeispiel für einen unerschütterlichen Glauben in die eigene Stärke dienen dürfte. "Nach dem 0:3 haben wir gleich drei Mal gewechselt - die Einwechselspieler hatten dann riesigen Anteil an der Aufholjagd", sieht der scheidende TSV-Trainer Claudiu Bozesan die Initialzündung in den personellen Veränderungen. Tatsächlich traf der eingewechselte Felix Schmitt nach 65 Minuten zum 1:4, das zunächst wie Ergebniskosmetik aussah. Als jedoch nur zwei Minuten später Antonius Cosar einen Fehler des Heimtorwarts bestrafte, keimte beim TSV Hoffnung auf. Gleichzeitig verlor die DJK Gebenbach jegliche defensive Stabilität, geriet daher gehörig ins Wanken - und fiel. "Das waren 17 geniale Minuten", schwärmt Bozesan zurecht vom Comeback seiner Mannschaft, "jede Aktion war mit 100 Prozent ausgeführt. Jeder Pass hat gesessen und die Abschlüsse waren drin. Es ist unglaublich, was für eine Moral wir gezeigt haben."

Mit jener Moral und der vom Trainer erwähnten fußballerischen Präzision rollte Angriff um Angriff aufs Gebenbacher Gehäuse. Folge dessen war ein Eigentor der Gastgeber zum Anschluss und der Ausgleich von der Strafraumkante durch Adrian Dußler. Und anders als beispielsweise Dortmund auf Schalke in der Bundesliga 2017 oder Schweden in Deutschland bei der WM-Qualifikation 2012, die in der zweiten Halbzeit ebenfalls ein 0:4 egalisierten, blieben dem TSV noch gut zwölf Minuten reguläre Spielzeit für die endgültige Sensation. Vier Zeigerumdrehungen war es dann soweit: Adrian Dußler verwandelte einen Elfmeter mit traumwandlerischer Sicherheit - das Comeback des Jahres war perfekt.

Platz eins in der Rückrundentabelle

Und so lässt der Sieg den TSV nicht nur auf Rang sechs der Tabelle springen, sondern steht sinnbildlich für den gesamten Saisonverlauf. Nachdem die Unterfranken zu Saisonbeginn nämliche "einige Topspieler verloren" hatten, stotterte der Motor merklich. Lediglich Rang zwölf stand daher nach der Hinrunde zu Buche. "Die Rückrunde zeigt einerseits die Entwicklung der einzelnen Spieler und andererseits genauso, dass die Mannschaft zusammengewachsen ist. Wir haben eine Mentalität entwickelt mit der wir gegen jeden Gegner gewinnen wollen und dies auch an unserem Auftreten zeigen", sieht Bozesan große Fortschritte bei seinen Jungs. Lohn der harten Arbeit: Platz eins in der Rückrundentabelle.

Der soll nun zum Abschluss gegen die Reserve von Jahn Regensburg natürlich verteidigt werden - auch, weil gleichzeitig das letzte Spiel unter der Regie von Claudiu Bozesan ansteht. "Ich gehe das wie jedes andere Spiel an, da ändert sich nichts", schiebt der 57-Jährige jeglichen Wehmut nach gut viereinhalb Jahren in Abtswind beiseite. "Regensburg hat die beste Form der Liga in den letzten fünf Spielen. Daher ist es viel eher wichtig, dass wir genauso auftreten wie in den vergangenen Wochen, um einen guten Abschluss zu haben." Mit einem Sieg ist sogar Platz vier möglich - die beste Platzierung der Vereinsgeschichte aus dem Vorjahr wäre damit egalisiert. Und auch die Verabschiedung von Claudiu Bozesan könnte am Höhepunkt vollzogen werden.

Simon Ruß

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