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Für Alemannia Aachen nimmt Backhaus selbst Geld in die Hand

Neuer Trainer hat sich beim BFC Dynamo rausgekauft

Für Alemannia Aachen nimmt Backhaus sogar selbst Geld in die Hand

Will bei Alemannia Aachen den Fokus auf die Offensive legen: Der neue Trainer Heiner Backhaus

Will bei Alemannia Aachen den Fokus auf die Offensive legen: Der neue Trainer Heiner Backhaus IMAGO/Matthias Koch

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Das erlebt man im Fußballgeschäft auch nicht alle Tage. "Ich habe dafür gesorgt, dass der Vertrag abgelöst wird", sagte Heiner Backhaus bei seiner Vorstellung als neuer Chefcoach von Alemannia Aachen. "Ich habe gefragt: Was kann ich dazu beitragen, dass ich zu Alemannia Aachen wechseln kann." Der 41-Jährige hat sich also selbst - gemeinsam mit seinem Berater und Freund Remo Rashica - aus seinem Vertrag beim Nordost-Regionalligisten BFC Dynamo Berlin herausgekauft. "Das war schon happig für Regionalligaverhältnisse", verrät Backhaus, "aber ich glaube, dass das eine gute Investition ist".

So ging es dann doch noch schnell. Nachdem das über das vergangene Wochenende mit Bekanntwerden des Interesses von Alemannia an Backhaus und umgekehrt sowie der darauf folgenden Freistellung des Trainers durch den BFC Dynamo und der Weigerung der Aachener, eine Ablöse für ihn zu zahlen, noch ganz anders ausgesehen hatte. Doch am Dienstag konnte Alemannias Sportdirektor Sascha Eller schließlich sagen: "Wir haben keine Ablöse bezahlt. Wir haben immer gesagt, wenn ihr euch in Berlin einigt, dann ist Heiner Backhaus unser Trainer Nummer 1. Wenn aber nicht, dann schauen wir weiter." Das ist nun nicht mehr nötig, schon eine Stunde nach seiner Vorstellung am Tivoli leitete Backhaus - noch ohne Co-Trainer - das erste Training seiner neuen Mannschaft. Damit folgt er als neunter Cheftrainer in der elften Regionalligasaison der Aachener auf Helge Hohl und Interimslösung Reiner Plaßhenrich, der nun wieder die Jugendabteilung des Klubs leitet.

Wir müssen ein, zwei Systeme gut können und nicht versuchen, fünf nur halb zu verstehen.

Heiner Backhaus zu seinen taktischen Plänen

Hohl, Eller und der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Moberz hatten vor Saisonbeginn einen komplett neuen, hochkarätig besetzten Kader zusammengestellt, der erklärtermaßen um den Aufstieg mitspielen sollte. Doch davon sind die Aachener mit nur einem Sieg nach sechs Spielen und sechs gesammelten Punkten derzeit meilenweit entfernt, was zunächst Hohl den Job kostete und seinen Nachfolger nun vor die Aufgabe stellt, "die Mannschaft zunächst einmal zu stabilisieren". Und zwar mit einfachem, geradlinigem, leidenschaftlichem Fußball, "der immer angreift - mit und ohne Ball", kündigte Backhaus an. "Wir müssen ein, zwei Systeme gut können und nicht versuchen, fünf nur halb zu verstehen."

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Ein "Kind des Westens"

Ob das ausreichen wird, die Alemannia wieder in die Spur zu bringen, wird sich zeigen. Die geäußerte "absolute Ehre", für so einen Kultklub tätig sein zu dürfen, klingt authentisch. Immerhin sei er ein "Kind des Westens", wie sich Backhaus, der aus dem Ruhrgebiet stammt, selbst nennt. Und sein neuer Job führe ihn näher an Familie und Kindern heran, die in Wetter an der Ruhr leben. Dennoch erscheint es bemerkenswert, dass die Alemannia sich unter einer Vielzahl von Bewerbern ausgerechnet einen Mann aussucht, der unter Vertrag steht, ohne für ihn eine Ablöse zahlen zu wollen. So munkelte man im Umfeld schon von einer Klüngelei, weil Backhaus‘ Berater Rashica auch mit Ellers Assistenten Erdal Celik befreundet ist. Doch so sei es nicht, stellte Eller fest. "Ich kenne Herrn Rashica erst seit ein paar Wochen und Erdal vielleicht einen Monat länger."

Von dem ursprünglich ausgegebenem Saisonziel möchte Eller derzeit übrigens nicht mehr sprechen. Natürlich habe man einen Wunsch und den Kader auch entsprechend zusammengestellt, "aber alles, was wir jetzt in den Mund nehmen, klingt doch nur überheblich". Deshalb wolle er derzeit lieber - na klar - "von Spiel zu Spiel denken".

Holger Richter

Die Trainer in der Regionalliga West