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Hopps Investition in Wittmanns App

Geschäft zwischen TSG-Geldgeber und Berater

Hopps Investition in Wittmanns App

Dietmar Hopp investiert in Roger Wittmanns App.

Dietmar Hopp investiert in Roger Wittmanns App. imago/Jan Huebner

Gerhard Delling kann sehr, sehr gut reden. Kein Wunder, der 64-Jährige moderierte jahrelang für die ARD unter anderem die Spiele der deutschen Nationalmannschaft der Männer. Mit seinem kongenialen Partner, dem einstigen Weltklasse-Regisseur Günter Netzer, räumte Delling 2000 sogar den Grimme-Preis ab.

Im Frühsommer 2017 war er dementsprechend ein gefragter Mann im beschaulichen Frankenthal nahe Mannheim, wo die Spielerberatungsagentur Rogon sitzt. Deren Gründer, Roger Wittmann, hatte zum Fußball-Camp geladen. 120 Kinder trainierten unter Profibedingungen. Eine feine Sache, mit reichlich Prominenz. Delling war vor Ort. Auch Mario Basler, einst Klient und nun eng befreundet mit Wittmann. Und Mark Keller, der aus "Alarm für Cobra 11" oder von "Der Bergdoktor" bekannte Schauspieler, der voll des Lobes über eine App aus dem Hause Rogon war: "Das soll ne weltweite, große Geschichte werden. Wenn Roger das in die Hand nimmt, kann ich mir vorstellen, dass es was Großes wird."

Rund anderthalb Jahre später, Ende 2018, wurde eine Rogon-Tochter gegründet, die heutige Rogon Technologies GmbH, die eine App namens "Cuju" anbietet. Unter den heutigen Gesellschaftern finden sich Delling (0,8 Prozent), die RVI Venture GmbH (44,4), die wiederum der Rogon Sportmanagement GmbH & Co. KG gehört, Ex-TSG-Profi Luiz Gustavo (4,7), FC-Luzern-Mittelfeldmotor Max Meyer (2,8), ein ehemaliger TSG-Athletiktrainer (2,8), der IT-Dienstleister Adesso (18,5) und seit vergangenem Jahr mit 26 Prozent auch die Hobra Holding GmbH, die Dietmar Hopp zuzurechnen ist.

Eine große Spielerberatungsagentur und der Mehrheitseigner eines Fußball-Bundesligisten in einer Firma? Das ist eine Konstellation, die zwar statutengemäß ausdrücklich nicht verboten ist, aber dennoch Fragen aufwirft, auch wenn Hopp jüngst formal seine Stimmrechtsmehrheit bei der TSG abgegeben hat.

Denn ganz oben in der Nahrungskette steht nun einmal in aller Regel der, der das Kapital gibt.

Wittmann brachte der TSG zahlreiche Millionen - und Fehlgriffe

Zumal die Beziehung Hopp/Wittmann eine gewisse Vorgeschichte hat. Schon 2012 gab es Redebedarf seitens mancher TSG-Fans wegen des Vorwurfs zu enger Drähte zwischen Klub und Spielerberatungsagentur. Später wurde in den Football Leaks die Einbindung der von Hopp ins Leben gerufenen Transfair Rechteverwertungsgesellschaft mbH & Co. KG in den Millionen-Deal mit dem von Rogon beratenen Roberto Firmino enthüllt.

Tatsächlich wies die Spielbetriebs-GmbH der TSG zum 30. Juni 2016 18,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten gegenüber Transfair aus. 2020 übernahm die Hobra-Verwaltungs GmbH den Barra Futebol Clube aus der brasilianischen Küstenstadt Balneario Camboriu, der von Personen und Firmen aus dem Rogon-Umfeld aus der Taufe gehoben wurde. Und im Sommer 2021 kaufte die Hobra GmbH & Co. KG 51 Prozent an dem portugiesischen Zweitligisten Academico de Viseu, wo seither erstaunlich viele von Rogon beratene Profis auftauchen.

Wittmann brachte der TSG zahlreiche Millionen mit Kickern wie Firmino, Joelinton oder Gustavo. Auf der anderen Seite kamen auf diesem Wege auch viele Fußballer nach Hoffenheim wie Bruno Nazario, Felipe Pires oder In-Hyeok Park, die nie eine Rolle spielten und diverse Male verliehen wurden.

In Deutschland lässt sich die App nicht laden

Auf der Webseite zur Cuju-App jedenfalls spricht eine junge Fußballerin namens Thalia über ihren Traum, Profi zu werden. Sie trägt TSG-Klamotten, wird am Trainingszentrum in Zuzenhausen in dem bekannten Hightech-Trainings-Gerät, dem Footbonauten, gezeigt.

Allgemein verspricht die App jungen Talenten einen einfacheren Zugang zur Profikarriere. Konkret mit Aussagen wie: "Connect with our scouts and become a pro." Also: "Verbinde dich mit unseren Scouts und werde Profi." Was nach einem schönen Versprechen klingt, könnte man auch anders interpretieren.

Denn die jungen Fußballer sollen Videos von sich in der App hochladen. Das erweckt den Eindruck einer potenziell gigantischen Akquise-Maschine für eine Beratungsagentur wie Rogon. Gerade in einem Land wie Brasilien, das gespickt mit Talenten ist, aber eben riesengroß, was ein flächendeckendes Scouting schier unmöglich machen dürfte.

Nach kicker-Recherchen soll es im Frühjahr 2022 zwischen den App-Machern und dem brasilianischen Verband CBF sogar Kontakt gegeben haben wegen einer möglichen Kooperation. Allem Anschein nach aber hat sich diese Zusammenarbeit jedoch nicht verfestigt.

Bis dato hat Cuju laut App-Store mehr als zehntausend Downloads. Doch eine weltweite, große Geschichte, wie es Keller 2017 prophezeite? In Deutschland lässt sich die App jedenfalls nicht laden. In Brasilien, einem Kernmarkt Wittmanns und dem nach wie vor größten Exportland von Fußballtalenten, sehr wohl.

Benni Hofmann

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