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Kornburg-Coach Baumgart: "Die Saison ist verrückt"

Marcel Götz als Lebensversicherung

Kornburg-Coach Baumgart: "Die Saison ist verrückt"

Hendrik Baumgart erlebt als Trainer des TSV Kornburg ein erfolgreiches Jahr 2024.

Hendrik Baumgart erlebt als Trainer des TSV Kornburg ein erfolgreiches Jahr 2024. IMAGO/Zink

Bayernliga Nord

Wie ausgeglichen sich die Bayernliga Nord in dieser Spielzeit präsentiert, zeigt allein ein Blick auf die Tabelle. Mit 54 Punkten rangiert der FC Ingolstadt II auf Platz 4, kann zwei Spieltage vor Saisonende aber noch vom Zwölften aus Gebenbach (49) überholt werden. Leidtragend der konstant punktenden Konkurrenz war daher unter anderem der TSV Kornburg: "Die Saison ist verrückt. Wir haben mit 47 Punkten aktuell einen Punkt mehr als in der vergangenen Saison. Da wurden wir Neunter - jetzt liegen wir auf Platz 14. Daher spielen wir prinzipiell eine grundsolide Saison und sind mit nur zwei Niederlagen insbesondere in der Rückrunde sehr gut. Und dennoch haben wir immer den Druck, punkten zu müssen", erklärt Coach Hendrik Baumgart das Dilemma seiner Elf.

Die hatte im ersten Saisondrittel (zu) viele Punkte liegen lassen und war mit elf Zählern aus den ersten 14 Begegnungen zurecht in den Abstiegskampf geschlittert. Dann folgte jedoch die Abkehr vom zuvor praktizierten Ballbesitzfußball - und der TSV feierte zehn Siege in den folgenden 20 Begegnungen. Als Einordnung: Eine Siegquote von 50 Prozent wird über die Saison hinweg nur vom Führungstrio aus Hankofen, Eltersdorf und Eichstätt getoppt - nichtsdestotrotz verharrten die Nürnberger monatelang auf den Relegationsplätzen.

Kampfsieg in Donaustauf

Bis zum vergangenen Wochenende, denn nach dem Erreichen der Marke von nun 47 Punkten ist eines klar: Der Tabellenvierzehnte der Bayernliga Nord wird definitiv den besseren Punkteschnitt aufweisen als der gleichplatzierte Verein aus der Bayernliga Süd und folglich der Abstiegsrelegation entgehen. Ursächlich hierfür war der hart erkämpfte Kornburger Erfolg beim Absteiger aus Donaustauf. "Es war das befürchtete schwierige Spiel auf einem ganz schlechten Platz. Wir hatten die Mannschaft auf diese Umstände vorbereitet - und doch liegst du nach einem Traumfreistoß nach zwei Minuten hinten. Wir treffen aus ähnlicher Position dann nur das Lattenkreuz, da fängst du natürlich schon das Überlegen an", blickt Baumgart zurück auf die vergangenen 90 Minuten, "glücklicherweise konnten wir, bedingt durch zwei krasse Torwartfehler, das Spiel drehen. Donaustauf hat mitunter etwas wild gespielt, sodass wir in der Halbzeit erstmal versucht haben uns defensiv zu sortieren."

Anschließend gewährte man den Hausherren kaum noch gefährliche Situationen, war bei nur einem Tor Vorsprung jedoch ständig der Gefahr eines Lucky-Punches ausgesetzt. Kurz vor Spielende konnte der TSV dann aber endgültig "den Deckel draufmachen" - Torschütze war, wie so häufig in den vergangenen Wochen, Marcel Götz.

Götz als absoluter Glücksgriff

Apropos Marcel Götz: Der Winterneuzugang ist in aller Kürze zur Lebensversicherung der Mittelfranken aufgestiegen. Blieb der ehemalige Drittligaspieler der SpVgg Bayreuth in seinen ersten vier Partien noch torlos, platzte spätestens mit dem Treffer beim 2:0 im Derby gegen den SC Eltersdorf der viel gerühmte Knoten: Seitdem war Götz in jedem seiner weiteren acht Auftritte erfolgreich und liegt mit 16 Saisontreffern bei nur noch zwei Toren Rückstand auf Neumarkts Selim Mjaki mittlerweile sogar aussichtsreich hinsichtlich der Torjägerkanone platziert.

"Marcel hat einen unfassbaren Lauf und ist ein echter Glücksgriff, der uns schon einige Punkte beschert hat", freut sich Baumgart über den hochveranlagten Individualisten in seinen Reihen. Ohne die Tore von Götz hätte der TSV derzeit zwölf Punkte weniger auf dem Konto. Ein beeindruckendes Statement des 27-Jährigen - auch, wenn derlei Rechenspiele eher theoretischer Natur sind.

Klassenerhalt fix machen

Zweifelsfrei hat der Ex-Profi aber mitgeholfen, dass die Kornburger zwei Spieltage vor Saisonende ganz nah vor dem Klassenerhalt stehen: Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf den Tabellenfünfzehnte von Fortuna Regensburg (42 Zähler), zudem kann theoretisch der FC Coburg (41) aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs noch am TSV vorbeiziehen. "Es ist natürlich unwahrscheinlich, dass wir eingeholt werden - dennoch ist die Situation gefährlich", motiviert Baumgart seine Mannschaft zu Seriosität im Saisonfinale, "50 Punkte wären super, dann sind wir zudem gesichert. Und wenn wir noch ein paar Plätze nach oben klettern, wäre das ebenfalls schön. Der Fokus liegt allerdings darauf, den Klassenerhalt einzutüten."

Bestenfalls ist der Klassenverbleib schon am kommenden Wochenende fix, sodass die Kornburger auch bei potenziellen Neuzugängen mit dem Faustpfand einer weiteren Saison in der Bayernliga werben können. "Viele externe Spieler haben natürlich gezögert, weil noch nicht klar war, ob wir in die Relegation rutschen", sieht der Übungsleiter den langen Abstiegskampf durchaus mit Auswirkungen in die neue Saison hinein behaftet, "solange wir den Kader nicht final kennen, können wir keine neuen Ziele für die nächste Saison ausgeben. Schön wäre es aber, wenn wir nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben."

Welches Potenzial in der Truppe steckt, zeigt schließlich Platz drei in der isolierten Tabelle des Jahre 2024. Vielleicht lassen sich Kader und Form auch in die neue Saison transportieren - Anhänger und Verantwortliche hätten sicher nichts dagegen.

Simon Ruß

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