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Need for Speed Unbound: Street Racing im Comic-Gewand

Der neue Teil im Test

Need for Speed Unbound: Street Racing im Comic-Gewand

Neuer Teil, neuer Stil. Ist Need for Speed Unbound gut?

Neuer Teil, neuer Stil. Ist Need for Speed Unbound gut? kicker eSport

Mit "The Need for Speed" kam 1994 der erste Teil der Need-for-Speed-Serie in die Regale. Mehr als 25 Jahre später erscheint mit Unbound der neuste Teil. Für dieses ist nach einer Dekade wieder Criterion Games verantwortlich - das britische Studio arbeitete zuletzt an Need for Speed Most Wanted 2012.

Längst vergangene und glorreichere Zeiten, denn danach ging es bei den Kritiken abwärts. Auf Metascore blieben die Nachfolger unter 70 - den Tiefpunkt erreichte Payback mit 61 von 100 Punkten. Erst der letzte Teil, Need for Speed Heat, konnte an erfolgreichere Zeiten anknüpfen. Deshalb ist die Aufgabe für Criterion Games klar: Den Trend weiterführen. Gelingt ihnen das mit Unbound?

Comic-Look: Entweder verhasst oder geliebt

Zumindest wagen sie etwas - so sind die Figuren im neuen Teil in einem Comic-Look gehalten, genauso wie die Effekte - der Rauch beim Driften oder Flügel beim Sprung. Seitdem das bekannt ist, wurde in der Community kontrovers darüber diskutiert. Die einen lieben es, die anderen hassen es. 

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Solche und weitere Effekte gibt es in Unbound. kicker eSport

Der neue Stil passt zum Gesamtkonstrukt, denn klar ist: Für Fans von Rennsimulatoren ist Need for Speed nichts. Der Fokus liegt auf Action - die Steuerung ist leicht und die Spielphysik verzeiht Fahrfehler. Damit der Kontrast zwischen Figuren und Umgebung nicht zu stark ist, haben auch die Autos sowie die Stadt einen Hauch des Comic-Styles, sind aber nicht gänzlich in dieses Gewand gehüllt.

Die Intention hinter dem neuen Look: Die Fantasie des Street Racings einzufangen. Bunt, divers - Need for Speed zeigt sich von einer längst vergessenen Seite. Einziges Manko: Bei der Charaktererstellung sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. In Spielen wie FIFA, in Modi wie Pro Clubs oder VOLTA, gibt es zahlreiche Wege, seine Spielfigur zu gestalten - warum das in Unbound eingeschränkt wurde, wo es doch so gut passen würde, ist nicht nachzuvollziehen.

Autos gestalten: Reichlich Möglichkeiten, sich auszutoben

Deutlich mehr Auswahl gibt es bei den Autos. Mit vielen neuen Karosserien lassen sich aus den Wagen Kunstwerke machen, sodass gar nicht mehr ersichtlich ist, um welches Auto es sich eigentlich ursprünglich handelte. Im Vergleich zu den vergangenen Spielen bieten sich hier mehr Elemente an, sich auszutoben.

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Bunt und divers - das ist Unbound. kicker eSport

Eine Möglichkeit, sich auszutoben, haben die die Fans auch wieder mittels der Community-Funktion. Eigens erstellte Lackierungen können hochgeladen und geteilt werden - so lässt sich beispielsweise ein Nissan Skyline GTR-R R34 in das aus Fast and Furious bekannte Design von Brian O'Connor stecken. Leider bringt dieses Feature auch eine Schattenseite mit sich. In den letzten Jahren stellten Nutzer immer wieder unangemessene oder auch rassistische Designs zur Verfügung. Es bleibt abzuwarten, wie EA in diesem Teil dagegen vorgehen will und wird.

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Ein Hauch Fast and Furious in Need for Speed. kicker eSport

Den Wagen eingekleidet, geht der Blick unter die Haube. Leider gibt es im Tuning keine Innovationen - das System ist das Altbekannte. Teile müssen nun über ein Werkstatt-Upgrade freigeschaltet werden. Das ist die einzige Neuerung. Ein bisschen mehr Tiefe hätte zur Ausrichtung des Spiels hinsichtlich der Street Racing Szene gepasst.

Stadt für erfahrene NFS-Spieler unspektakulär

Frisch lackiert und aufgepeppt geht es raus auf die Straßen. In Unbound schickt uns das Entwicklerteam nach Lakeshore, eine Stadt, die Chicago ähnelt. Waren wir noch mit Sonne und Strand in Need for Speed Heat verwöhnt, sollten wir in Unbound den Regenschirm keinesfalls vergessen. Nach ein bisschen  Stadterkundung wird klar: Auch hier fehlen klare Innovationen. Es gibt ländliche, städtische und Küstengebiete - alles schon gesehen. Lediglich ein paar Ecken sind neu.

Deutlich mehr Abwechslung zu den vorherigen Spielen bietet die Missionsauswahl. Zu den bereits bekannten Straßenrennen - wie Rundkurse, Sprints oder Drifts - gibt es immer wieder spontan aufkommende Events. Mal müsst ihr einen gestrandeten Fahrer kutschieren oder einen Wagen von A nach B bringen. Lediglich Offroad-Rennen gibt es nicht mehr.

Story: Mix aus Payback und Most Wanted

Für die Story setzt EA auf einen Mix zwischen Payback und dem ersten Most Wanted. An dieser Stelle übrigens eine Spoiler-Warnung - wer noch zum Lenkrad greifen möchte, sollte diesen Abschnitt überspringen.

Ihr startet ehre Reise in Lakeshore als Angestellter einer Werkstatt, restauriert zusammen mit Yaz, ebenfalls dort Beschäftigte, einen Wagen. Damit geht es bei illegalen Straßenrennen um die Krone der Szene. Ganz zum Missfallen von Rydell, dem Betreiber der Werkstatt. Er setzt auf Vernunft.

Schon in den ersten Augenblicken ist zu erkennen, der Crew- durch den Familien-Gedanken ersetzt wurde. Fast wie in Fast and Furious. Am Ende kommt es, wie es kommen muss. Yaz hintergeht ihre "Familie", raubt die Werkstatt aus und entkommt mit dem Wagen. Am Boden und wieder ganz am Anfang ist euer Ziel klar: Sich in der Szene hocharbeiten, Yaz schlagen und das Auto zurückholen. 

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Die "Familie": Yaz (links), Rydell (Mitte) unser Charakter (rechts). kicker eSport

Wie beschrieben, eine Story, die man aus Filmen oder älteren Need-for-Speed-Teilen bereits kennt. Trotzdem wirkt sie nicht alt und verbraucht und bietet auch durch den Stil Identifikationspotenzial. Nicht mehr im Fokus ist die Fehde zwischen den Rennfahrern und der Polizei, beziehungsweise der Regierung. Zwar versucht diese den Street-Racing-Ring zu zerschlagen, das ist aber nur Nebenschauplatz.

Kleiner Tipp: Vergeudet nicht zu viel Zeit im Prolog, also bevor ihr hintergangen werdet. All das angesammelte Geld oder die in den Wagen gesteckte Arbeit verliert ihr.

Trend wird fortgesetzt - mit Luft nach oben

Ist dem Entwicklerstudio das Ziel, an die goldenen Zeiten anzuknüpfen, gelungen? Zumindest der Style punktet und bietet dem Spiel ein Alleinstellungsmerkmal. Die Street-Racing-Fantasie kommt dadurch zur Geltung. Was fehlt, sind einige Innovationen in Sachen Tuning und Stadt. Auch der eigene Charakter könnte mehr Anpassungsmöglichkeiten spendiert bekommen. 

Allerdings steht und fällt vieles am neuen Comic-Look. Die bereits beschriebenen Effekte lassen sich übrigens nicht ausschalten. Alles in allem macht Need for Speed Unbound Spaß, die Story wirkt reizvoll, der Stil gibt dem Spiel ein Alleinstellungsmerkmal. Am Ende setzt Criterion Games den Trend fort, lässt aber auch noch Luft nach oben.

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