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Machtdemonstration von Boniface und Bayer 04

Leverkusen brilliert bei der Generalprobe gegen West Ham United

Machtdemonstration von Boniface und Bayer 04

Leverkusens Neuzugang Victor Boniface hatte gegen West Ham viel Spaß.

Leverkusens Neuzugang Victor Boniface hatte gegen West Ham viel Spaß. IMAGO/Beautiful Sports

Einen Tag nach der Vertragsverlängerung mit dem spanischen Cheftrainer bis 2026 spielte der Werksklub vor der Pause eine nahezu perfekte erste Hälfte. Auch ohne den einzigen gelernten Linksverteidiger Alejandro Grimaldo (muskuläre Probleme im Oberschenkel) entwickelte Bayer 04 auch über die linke Seite von Beginn an viel Schwung.

Rechtsverteidiger Arthur, der Grimaldos Position übernahm, sorgte direkt mit seinem Vordermann Amine Adli für Gefahr. Und nachdem Jonas Hofmann nach Eingaben des Duos zwei Chancen vergeben hatte, verwandelte der Zugang aus Mönchengladbach einen Freistoß zur frühen Führung,

Vor der Pause war zwischen den Premier-League-Klub, der nächste Woche in die Liga startet, und Bayer ein Klassenunterscheid zu erkennen - allerdings zugunsten des Bundesligisten. Bayer bot teilweise Kombinationsfußball vom Feinsten, lieferte Passpassagen auf engem Raum im Zentrum, verlagerte dann das Spiel auf die schnellen Außenverteidiger oder steckte den Ball durchs Zentrum.

Die 25 325 Fans im Stadion durfte Fußball der hohen Schule bewundern - in beide Richtungen. Bayer presste meist hoch, eroberte sich so auch das eine oder andere Mal den Ball früh zurück du nutzte dies zu schnellem Spiel in die Tiefe. Diese Leistung wurde zumindest vor der Pause durch ein hoch konzentrierte Defensivleistung abgerundet. Der Viererblock aus den beiden Innenverteidiger, Jonathan Tah und Edmond Tapsoba, sowie den beiden Sechsern, Exequiel Palacios und dem als Strategen überzeugenden Granit Xhaka, sorgte durchweg für eine gute Restverteidigung.

So blieb West Ham, das in der Defensive nie einen richtigen Zugriff fand, bis zur Pause aus dem Spiel heraus ohne jede echte Torchance. Einzig ein Kopfball von Tomas Soucek nach einem Eckball, bei dem Lukas Hradecky und die Latte den Anschlusstreffer verhinderten, war erwähnenswert.

Besonders hervorzuheben bei Bayer: Die Wucht von Boniface, der auch spielerisch zu gefallen wusste und mit einem Kracher aus spitzem Winkel ein weitere Traumkombination zum 3:0 abschloss. Der von Union Saint-Gilloise gekommene Nigerianer, der auch fleißig in der Defensive arbeitete, verspricht einiges und ist auf dem besten Weg zum neuen Publikumsliebling.

Aber auch der extrem lauf- und spielfreudige Adli, der sehr flexibel agierte und oft immer wieder in die Spitze stieß, wusste sich (wie eigentlich alle Akteure) zu empfehlen. Dazu die im Passspiel starken Florian Wirtz und Hofmann - Bayer erscheint in der Offensive so variabel aufgestellt wie lange nicht mehr.

Werkself funktioniert auch in einem anderen System

Quasi um die neue Flexibilität zu unterstreichen, stellte Xabi Alonso nach einer Stunde mit der Hereinnahme von Odilon Kossounou als dritten Innenverteidiger auf einer Dreier- bzw. Fünferkette um. Und auch in dieser 3-5-2- Formation (mit Adli als zweiter Spitze und Wirtz als Zehner) funktionierte die Werkself, ließ aber wie schon in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel einige gute Torchancen liegen.

Dennoch konnte Andrich per Strafstoß, nach Foul an Boniface, das Resultat noch deutlicher gestalten. Diese, aber noch viel mehr der in vielen Belangen so starke Auftritt lässt unter dem Bayer-Kreuz die Hoffnung sprießen, nach der enttäuschenden Vorsaison eine deutlich bessere Spielzeit zu erleben. Auch wenn die enttäuschenden und löchrig verteidigenden Engländer an diesem Tag kein vernünftiger Maßstab waren.

Stephan von Nocks